© Udo Pitsch, Stand: 18. März 2016

 

Aus Jugend- und Schullektüren assoziiere ich sofort exotische Begriffe, wenn jemand das Wort "Südamerika" ausspricht. "Regenwald" ist so ein Ausdruck oder "Inka". Ganz nach vorne und mit nicht nachvollziehbarer Anziehungskraft, drängte sich von jeher die Vokabel "Titicacasee" in mein Bewusstsein! Allein dem Klang des Wortes wohnt etwas Mystisches inne. Und natürlich bedient meine Vorstellung sofort das gängige Klischee: Vor dem geistigen Auge gleitet ein prächtiger Inka in seinem Binsenboot vorbei ...

Und nun sollten wir diesen Ort meiner jugendlichen Träumerei bereisen. Nicht nur das! Mit Booten war der Titicacasee zu überqueren und während des vierzehntägigen Trekkings würde ein Teil seiner riesigen Wasserfläche immer wieder von ferne, aus der Königskordillere, unsere Blicke anziehen. Dafür ging's nach Bolivien.

Von Bolivien wusste ich zunächst herzlich wenig. Das Land kam in meinen Erinnerungen nur als Rückzugsgebiet von Altnazis nach dem 2. Weltkrieg vor. Seine Landschaften, Menschen und Kulturen waren mir gänzlich unbekannt. Die Reise war längst gebucht, als sich der Konflikt zwischen einem Teil der Bevölkerung und ihrem Präsidenten Mesa zuspitzte: Vordergründig ging es um seinen Rücktritt, weil die Ausbeutung der Erdgasreserven des Landes, von privaten Gesellschaften betrieben, den ärmeren Volksschichten nicht zu Gute kommt. Das Dritte-Welt-Problem "Reichtum in wenigen Händen, kleine Mittelschicht, Armut und Elend des überwiegenden Teils der Bevölkerung" als bolivianische Variante. Wenige Wochen vor Reiseantritt gab's dann Straßensperren, Schüsse in der Hauptstadt La Paz, Tote und Verletzte und eine Sperrung des internationalen Flughafens. Vermutlich hätte die Reise unter diesen Rahmenbedingungen abgesagt werden müssen. Doch Präsident Mesa hatte ein Einsehen und machte mit seinem Rücktritt den Weg zu Neuwahlen frei. Etwa drei Wochen vorSalven aus MP's haben die Fassade dieses Gebäudes an der "Plaza Murillo" perforiert ... dem Flug hatten sich die Gemüter wieder beruhigt. Auch unser Trekking-Veranstalter "Hauser" signalisierte telefonisch allgemeine Entspannung. Man stehe mit dem örtlichen Reiseleiter in ständiger Verbindung, Lage und Geschehnisse würden in den Medien hier zu Lande deutlich übertrieben dargestellt. Skeptisch war ich zwar, jedoch nicht wirklich beunruhigt. Tatsächlich kann man sich im politisch unruhigen Südamerika wohl kaum ein friedlicheres Land als das Bolivien im Juli und August 2005 vorstellen. Die allgemeine Sicherheitslage war offenkundig stabil und unkritisch. Gerade so, als hätte es die Schüsse vor dem Präsidentenpalast auf der "Plaza Murillo" wenige Wochen zuvor nie gegeben.


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