Wer im vergleichsweise "sterilen" Deutschland in ein Flugzeug steigt, sich einen Tag später 4000 Meter über dem Meeresspiegel wieder findet und in der Folgezeit den Abstand zum hygienischen Standard Europas ständig vergrößert, muss mit Auswirkungen - teils dramatischer Art - auf seine Gesundheit rechnen. Bei mir dauerte es genau die Fahrt vom Flughafen (in "El Alto" [4100m] auf Niveau des Altiplano gelegen) bis hinunter zu unserem Hotel (ca. 3700m) in "La Paz", bis mich die ersten Anpassungsprobleme erwischten. Dort angekommen, befand sich mein Kopf in einem Zustand, der am ehesten demjenigen nach durchzechter Nacht entspricht: Leichte Kopfschmerzen, etwas Desorientierung und vor allem allergrößte Schwierigkeiten, sich auf die Prozedur beim Im Anflug auf La Paz! Die Landebahn in Bildmitte liegt auf 4100m ...Einchecken zu konzentrieren. Es schien mir kaum möglich einen klaren Gedanken zu fassen.

In der ersten und allen weiteren Nächten während der Akklimatisationstage quälten mich die schon aus Nepal bekannten, nächtlichen, sehr starken Kopfschmerzen. Jedes dieser Quartiere lag ja auch knapp unter 4000 Metern. Dazu gesellte sich am ersten Morgen im Hotel in La Paz totale Appetitlosigkeit. Erstmals am letzten Tag vor dem Trekking, in "Sorata", schlief ich völlig beschwerdefrei durch. Die Erklärung ist einfach: "Sorata" liegt auf "nur" 2800 Metern Meereshöhe. Aber diese deutliche Unterschreitung der Anfangshöhe für eine Nacht dürfte mein Kopfschmerzproblem beendet haben. Während des Trekkings war ich dann gottlob frei von dieser Geißel. Bis auf einen Tag, an dem ich mich überaus schwach fühlte, genau zur Mitte des Trekkings, blieb ich von weiteren Symptomen der Höhenkrankheit verschont.

Meine Nasenschleimhäute reagierten gleichfalls auf die dünne und sehr trockene Luft: Vermehrte zähe, leicht blutige Sekretbildung war die Folge. Ständiges Schnäuzen ruinierte mir binnen weniger Tage die Nase und erforderte eine Heilsalbe.

Bei der abschließenden Besteigung des "Huayna Potosí" zog ich mir leichte Erfrierungen an den Zehen zu. Aus Gewichtsgründen verzichtete ich auf die für solche Unternehmungen eigentlich unerlässlichen, weil gut gegen Kälte isolierenden, Plastikschuhe. Ich wähnte mich mit Trekkingschuhen und Schnürriemen-Steigeisen ausreichend gerüstet. Ein Trugschluss: Nach etwa einer Stunde auf dem Gletscher spürte ich zunächst meine Zehen, später den gesamten Vorfuß nicht mehr. Dies blieb dann auch für ca. 4 Stunden so. Erst nach Sonnenaufgang, kurz unter dem Gipfel, wurden die Zehen wieder warm. Zum Glück blieb nur ein lästiges Kribbeln zurück, das sich zudem drei Wochen später vollständig verlor. Die Besteigung fand bei optimaler Witterung statt. Ungünstige Umstände, wie Wind oder Schneefall, hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ernsthaften Erfrierungen geführt.

So weit meine Beschwerden. Wie erging es den anderen Teilnehmern? Ohne Zuordnung zu Namen zeigt die folgende Liste, dass man jedes Höhentrekking als sehr ernste, überaus belastende und nicht ungefährliche Unternehmung begreifen muss:


Erkrankung / Beschwerden


Konsequenz / Behandlung

Appetitlosigkeit, Verminderung der Konzentrationsfähigkeit, leichte Desorientierung Alles was auf "Denken" basiert fällt schwer und dauert länger; Abwarten bis es besser wird
Gefühl totaler Verstopfung, Schmerzen und Druck im Bauchbereich Abbruch des Trekkings am zweiten Tag, Rückkehr nach La Paz, Heimflug am nächsten Tag, Diagnose des heimischen Tropeninstituts: Salmonellenvergiftung (südamerikanische Erregervariante)
Schwächeperioden, auch einhergehend mit beinahe depressiver Stimmungslage Langsam gehen, Gepäck abgeben, lange rasten,  aushalten bis es vorbei ist ...
Durchfall und Erbrechen bei zwei Teilnehmern Mehrfach nachts raus aus dem Schlafsack, kaum Schlaf, Schwäche am nächsten Tag, Gepäck abgeben, langsam gehen, lange rasten, entsprechende Medikamente aus der Reiseapotheke und warten bis es aufhört ...
Als Folge angeborener Sonnenallergie Hautausschlag, Kopfschmerz, Unwohlsein Abwarten bis die Beschwerden abklingen, Sonne, so weit möglich, meiden
Kopfschmerzen in vielen Fällen Aspirin und Aushalten
Leichte Erfrierungen an den Zehen (nicht beim Trekking, sondern auf dem Gletscher des "Huayna Potosí") Ständiges, leichtes Kribbeln der Zehen; verschwand von selbst wieder nach ca. 3 Wochen