Jeden Abend während des Trekkings bereitete der Koch mit seinen Helfern ein ausgewachsenes Drei-Gänge-Menü zu. Wer einen Blick in das Kochzelt riskierte, wusste diesen Luxus noch mehr zu schätzen. Ein zweiflammiger Kocher auf dem Zeltboden und diverse Kochtöpfe bildeten schon fast die gesamte zur Verfügung stehende Kücheneinrichtung. Meist unmittelbar nach Aufbau des Lagers, begann die Kochtruppe mit der Zubereitung der Abendkost. Die bestand im ersten Gang aus einer täglich gleichen, sehr schmackhaften und - für meinen Geschmack - scharfen Gemüsesuppe. Viele ließen sich davon noch eine zweite Schale reichen. Der Hauptgang wechselte täglich und wiederholte sich erst nach der Halbzeit, als die Truppe mit Nachschub per Jeep aus La Paz frisch proviantiert wurde. Und damit durften wir uns des Abends laben:

Der Nachtisch kam aus der Dose (z.B. Obstsalat oder Pfirsiche) und war meist warm. Willkommener "Einheizer" in der klammen Kälte, die sich um diese Zeit schon im Esszelt ausbreitete. Eine Flasche bolivianischer Wein, mal weiß, mal rot, stand auch zu jedem Essen bereit. Ganz sicher bin ich natürlich nicht, da draußen schmeckt ohnehin alles besser. Aber was da Abend für Abend "dekantiert" wurde, genügt sicher auch den Ansprüchen ausgesprochener Weintrinker.

Das Frühstück bestand aus Kaffee oder Tee (Coca und zwei andere Teesorten), hellen, flachen, etwa untertassengroßen Brötchen bzw. Fladen, zwei schmackhaften Käsesorten, wechselnden Wurstsorten, eisenharter Butter (Kälte!), Marmelade, Honig mit der Konsistenz von Baumharz (Kälte!) und einer warmen, täglich wechselnden Zutat. Oft war das Porridge aus Haferflocken, bisweilen aber auch aus Maisprodukten zubereitet. Zwei Mal verwöhnte uns der Koch mit frisch ausgebackenen, warmen Fladen. Anlässlich unseres Abschiedsfrühstücks füllte er einige der Fladen mit dem verbliebenen Käse und servierte uns köstlich schmeckende "Empañadas".

Alle Mahlzeiten erforderten die eine oder andere Geschicklichkeitsübung. Sei es beim Weiterreichen mit heißer Suppe gefüllter Teller, die vom Zelteingang her die "Runde um den Tisch" machten oder das Aufschneiden eines mal brettflachen, mal verknitterten aber oft hart gefrorenen Frühstücksfladens. Wie ein Wunder mutet es nachgerade an, dass sich dabei niemand ernsthaft verletzte. In plastischer Erinnerung sind mir auch noch die morgendlichen Tauschgeschäfte an der Frühstückstafel: Gibst du mir den Käse, reiche ich dir dafür den Kaffee. Du willst die Wurst? Ok, dafür bitte die Marmelade ...